Audiovisuelle Live Performance

2 Lightshows

Während manche Künstler bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus weiter an der Perfektionierung der Farbenklaviere arbeiteten, brachten die kulturellen Veränderungen der 1960er Jahre einen neuen Typus von Visual Performance hervor: In den Lightshows spiegelten sich das gesellschaftliche Bewusstsein, der Gemeinschaftsgedanke und die Psychedelik der Zeit. Sie wurden rasch zu einem populären Bestandteil von Rockkonzerten und fanden überall auf der Welt Verbreitung. Einfache Lightshows beschränkten sich auf Liquid Projections und konnten von einer einzigen Person gehandhabt werden, größere Shows hingegen verlangten mehrköpfige Ensembles für das Übereinanderschichten einer Vielzahl projizierter Bilder und Effekte auf der Projektionsfläche. Das Ensemble Single Wing Turquoise Bird aus Los Angeles setzte z. B. meist gleichzeitig Projektionen von 16mm-Filmen, unbewegten Lithografien und Liquids ein sowie rotierende Farb- und Stroboskopräder, die vor den Projektionsgeräten positioniert waren. Lightshows unterscheiden sich auch dadurch von den meisten anderen Visual Performances im Lauf der Geschichte, dass sie von Ensembles aufgeführt wurden, bei denen oft sechs bis neun Mitglieder gleichzeitig projizierten. Obwohl Lightshows gewöhnlich die Musik begleiteten, gab es auch Fälle, in denen sie selbst der zentrale Bestandteil einer Performance waren. Die Performer entwickelten – wie im Übrigen auch einige Farbenklavier-Künstler zuvor – visuelle Strukturen, die an sich schon musikalisch waren, und diese Musikalität wurde durch die Interaktion, die unabdingbar Teil der Ensemblearbeit ist, noch verstärkt.

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