Farblichtmusik

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Ein Farblichkonzert von Alexander László, gemalt von Matthias Holl, publiziert in Alexander Lászlós Buch Die Farblichtmusik (1925).
Courtesy Breitkopf & Härtel, Wiesbaden - Leipzig

Der ungarische Pianist und Komponist Alexander László (1895–1970) wollte mit seiner Farblichtmusik das Publikum an den Farbassoziationen teilhaben lassen, die er während seines klangfarbenreichen Klavierspiels empfand. Daher konstruierte er eine Apparatur, um mittels Dia-Mehrfachprojektion bewegte Farben und Formen auf einer Leinwand erscheinen zu lassen, während er selbst am Flügel saß und Mitarbeiter hinter dem Publikum die Technik steuerten. Somit ist Lászlós Farblichtklavier als eine Kombination aus einem Mischpult, den damit zu steuernden technisch veränderten Diaprojektoren und kleineren Scheinwerfern zu verstehen.

László entwickelte drei verschiedene Ausprägungen seiner neuen Kunstform:

  1. Lichtornamentik: Musik und farbiges Licht vermitteln dieselbe Stimmung. Ein farbiges Ornament, ähnlich den Bildern eines Kaleidoskops, wurde auf eine Leinwand oder die Decke des Saales projiziert, blieb unverändert und erschien zu frühromantischer Musik z. B. von Frédéric Chopin oder Robert Schumann.
  2. Russische Farbenmusik: Im Sinne einer Intensitätssteigerung wurde der ganze Raum in ein farbiges Licht getaucht, das sich, parallel zum Affektwechsel in der Musik, änderte. Gleichzeitig spielte László spätromantische Musik vor allem von Alexander Skrjabin und Sergej Rachmaninov.
  3. Die eigentliche Farblichtmusik: Musik und Malerei als gleichberechtigte Künste sollten sich zu einer neuen Kunstform verbinden, die László Farblichtmusik nannte. Im Gegensatz zu Alexander Wallace Rimington oder Mary Hallock-Greenewalt visualisierte László keine bekannten Kompositionen, sondern kreierte sowohl Musik als auch Lichtmalerei in einem gemeinsamen und wechselseitig voneinander abhängigen Schaffensprozess. Hierbei arbeitete er mit dem Maler Matthias Holl zusammen. Es wird, wie bei einer Filmaufführung, eine Leinwand für die Projektion verwendet. László spielte ausschließlich eigene Kompositionen, vor allem op. 9–11, mit eigens dafür geschaffenen Lichtbildern. Das von Holl gemalte Bild stellt exakt 200 Jahre nach Castels Konzeptionen die erste historische Momentaufnahme einer Aufführung mit einem Farbenklavier und erkennbarer Projektion dar.

1925 fand die erste öffentliche Präsentation von Lászlós Farbenklavier in Kiel statt. In den folgenden zwei Jahren reiste er mit seiner Farblichtmusik durch ganz Deutschland. Ab 1928 wandte sich László der Filmmusik zu. 1935 dachte er kurzfristig über eine Weiterführung seiner Kunst unter Verwendung des Farbfilms nach, wie ein Brief an Oskar Fischinger belegt. Nach seiner Emigration in die USA 1939 entwickelte er dort zunächst die Farblichtmusik weiter, jedoch ohne dass Aufführungen nachweisbar sind, und ging 1943 nach Hollywood, wo er die Musik zu ca. 60 Kinofilmen schrieb.