Lichtspiel opus 1

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Still aus der vom Filmmuseum München rekonstruierten Farbfassung von Walter Ruttmanns Lichtspiel opus 1 (1921)
© Eva Riehl, courtesy Filmmuseum München

Ruttmann war ein erfolgreicher sowohl gegenständlicher als auch abstrakter Maler und musizierte als Amateur, bevor er sich für die Realisierung seiner angestrebten Malerei mit Zeit mit den Möglichkeiten der Filmtechnik auseinandersetzte und einen einfachen Tricktisch konstruierte, der als Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen kinematographischer Bilder 1920 patentiert wurde.[1]

Mit der Uraufführung seines ersten Films Lichtspiel opus 1 am 21. April 1921 beginnt die offizielle Geschichte sowohl des Experimental- als auch des abstrakten Films. Ruttmann selbst war sich dessen durchaus bewusst, wenn er in der Einladung von dem Beginn einer wirklich selbständigen Filmkunst[2] schrieb. Aber auch der Kritiker Bernhard Diebold, der den abstrakten Film schon früh in Schriften gefordert hatte, schrieb von der neuen Bewegungskunst: Die Malerei hat sich mit der Musik vermählt. Doch Diebold kritisierte zugleich den kunstgewerblichen Anstrich des Werkes.[3] Lichtspiel opus 1 besteht aus Tausenden Gemälden, die reproduziert und auf dem Film handkoloriert wurden. Auf der Leinwand sieht man verschiedene, sich bewegende Formen, ein fischähnlich schwimmendes Objekt, aggressive, in das Bild hineinstoßende Dreiecke, suchende Lichtkegel – es scheint ein Kampf der Formen stattzufinden. Die Musik seines Freundes Max Butting (Opus 23 für Streichquintett) wurde sehr genau auf den Film komponiert, in der Originalpartitur sind Zeichnungen von Ruttmann zu sehen, die das jeweilige Geschehen auf der Leinwand skizzieren. Interessanterweise hielt Butting die Musik ursprünglich für überflüssig, da der Film ja selbst eine optische Musik sei.[4] Bei der heutigen Betrachtung jedoch wirkt die Musik notwendig: Die dramatischen Ansätze des Films erzielen ohne die Musik keine Wirkung. Wie so oft bei der Konzeption von Filmmusik schuf die enge Zusammenarbeit zwischen Filmemacher und Komponist auch hier überzeugende Ergebnisse.

Nachdem jahrelang nur schwarzweiße Kopien im Umlauf waren, die zumeist stumm gezeigt wurden, wurde der Film 2005 vollständig als Farbfassung rekonstruiert.