Der Philosoph, Soziologe und Musiktheoretiker Theodor W. Adorno (1903–1969) gilt als einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten Frankfurter Schule. Eine erste Auseinandersetzung mit dem Gesamtkunstwerk findet in dem Aufsatz Versuch über Wagner (1939/1952) statt. Kritisch reflektiert Adorno dort Wagners Postulat einer Zusammenführung aller Künste. Er unterstellt Wagner das phantasmagorische Motiv des Verdeckens, des Aufgebens eines jeglichen Eindeutigen, die Verneinung alles individuell geprägten. Diese Willkür der ästhetischen Totalität erfährt eine Fortsetzung in der Moderne. In Die Kunst und die Künste steht Adorno der Bestrebung ablehnend gegenüber, die einzelnen Künste bzw. Kunstgattungen im Oberbegriff der Kunst zusammenzuführen. Es ist, als knabberten die Kunstgattungen, indem sie ihre festumrissene Gestalt negieren, an dem Begriff der Kunst selbst.