Von den Farbenklavieren zur autonomen Lichtkinetik

2 Die Verbesserung der Farbenklaviere durch technische Innovationen im 19. Jahrhundert

Weniger ästhetische als vielmehr technische Fortschritte kennzeichnen die Farbenklaviere des 19. Jahrhunderts: Kerzen wurden durch lichtstärkere Lampen ersetzt. Schon Erasmus Darwin hatte 1789 als mögliche Verbesserung von Guyots Musique oculaire vorgeschlagen, Argand-Lampen (verbesserte Öllampen) zu verwenden.[3] Glühlampen mit Kohlestäbchen kamen ab 1840 auf. Elektrische Kontakte – William Schooling sprach 1893 von einem electrical colour-organ – ersetzten die mechanische Koppelung der Tasten mit den Lampen. Die Farbe-Ton-Analogie war bei denjenigen Instrumenten, die einzelne Töne und einzelne Farben koppelten, zumeist die gleiche wie bei Krüger 1743.

Außerdem wurden Modelle zur Veranschaulichung von Farbharmonien entwickelt, wie beispielsweise bei D. D. Jamesons Apparatus for colorific exhibition und W. F. Philippys Farben-Instrument, aber auch Instrumente, die wahlweise eine simultanes Wahrnehmen von Klängen und Farben ermöglichten, wie bei Bainbridge Bishops Color Organ. Neu ist die sukzessive Loslösung von konkreten Analogiemodellen hin zu der verstärkt auftretenden Idee eines freien Farbenspiels (Mobile Color) als Kunstform, wie sie Alexander Wallace Rimington (Colour-Organ) und zeitgleich William Schooling (Farborgel) sowie H. Beau und Bertrand-Taillet (Klavierartige Vorrichtung zur Ein- und Ausschaltung elektrischer Beleuchtungskörper) verfolgten. Eine Sonderrolle kommt Fréderic Kastners Pyrophon zu, welches ebenfalls nicht auf einer konkreten Analogie, sondern dem physikalischen Phänomen der singenden Flamme basierte.

1
2
3
4
5
6
7