Diese audiovisuelle Installation besteht aus einer acht Minuten dauernden Komposition, die Ann Dudley für ein 56-köpfiges Orchester geschrieben hat, und acht großen, in einem abgedunkelten Raum von der Decke hängenden Bildschirmen, von denen jeder eine andere Orchestergruppe zeigt. Obwohl die Musik, die vom BBC Concert Orchestra gespielt wird, deutlich hörbar ist, spielen die Orchestermitglieder nicht auf ihren Instrumenten: Sie mimen nur ihr Spiel.
Durch das Fehlen der Instrumente vermittelt dieses Werk ein Gefühl des Verlustes und der Verletzbarkeit auf Seiten der MusikerInnen und betont die Bedeutung körperlichen Handelns als Teil der musikalischen Interpretation. Der physische Einsatz der MusikerInnen ist unübersehbar und bildet den Mittelpunkt der Aufführung. Sigh ist ganz fokussiert auf die Beziehung, die im Betrachter entsteht zwischen der akustischen Wahrnehmung der Musik und der visuellen Wahrnehmung der Darstellung der Aufführung durch das Orchester und den Dirigenten. Dudley selbst sagt zu dem Werk:
Als ich dieses Stück komponierte, standen mir Sams wunderbare, großformatige Fotos aus ihrer Serie ›Wuthering Heights‹ vor Augen. Sie gaben mir dieses Gefühl eines Verlusts, das sich auch bei den Mitgliedern des Orchesters einstellen würde, wenn sie ohne ihre Instrumente spielen müssten. Ich wusste, dass der Klang einer jeden Gruppe vom entsprechenden Bildschirm her kommen sollte, und das gab mir die Möglichkeit, mir die Musik auf ihrer Reise durch den Raum vorzustellen. Auch wollte ich, dass die Zuhörer sich frei im Raum bewegen und auf diese Weise verschiedene Klangperspektiven erleben konnten – genau so, als würden sie im Orchester umherspazieren. Alle Gruppen verlassen sich darauf, dass eine jede ihren Beitrag zur Ergänzung der Klanglandschaft leisten wird, um auf diese Weise einen noch größeren Verlust zu verhindern. [1]
Wie in Sam Taylor-Woods früherer Arbeit Prelude in Air (2005) werden die MusikerInnen in ihrer totalen Hingabe an den Akt der Aufführung dargestellt, sie erscheinen aber ohne ihre Instrumente merkwürdig nackt und exponiert. Gegenüber der noch immer vorherrschenden Ansicht, dass Musik reiner ephemerer Klang ist, erinnert uns Taylor-Woods Arbeit daran, dass sie auch eine Kunst von in Bewegung befindlichen Körpern ist.
[1] Für das englische Original siehe die Projects-Seite auf Anne Dudleys Website, http://www.annedudley.co.uk (zuletzt eingesehen Juni 2009).