Das Projekt der Cunningham Dance Company wurde am 23. Juli 1965 in New York uraufgeführt. Dank einer Produktion des Norddeutschen Rundfunks und Sveriges Radio Television ist von der Live-Performance außerdem eine knapp fünfzigminütige Filmfassung erhalten (1966; Regie: Arne Arnborn). Die Hauptelemente sind Tanz, projiziertes Bild- und Filmmaterial und Klang. Über den score, John Cages Partitur, die das Zusammenspiel der Medien regelte, wurde wie häufig in den Arbeiten von Cunningham und Cage zu dieser Zeit durch Münzwurf entschieden. Am Ende enthielt er 37 remarks zur Struktur, den Komponenten und der Methodik, notiert nach der ersten Performance und daher in Cages Worten ein a posteriori score[1]: mehr ein Protokoll vollzogener Handlungen als eine Handlungsanweisung.
Dem Stück liegt die Idee der Collage zugrunde, bezogen sowohl auf die innermediale Gestaltung als auch auf das Zusammenwirken von Tanz, Sound und Film. Cunninghams Choreografie demontiert das traditionelle Abhängigkeitsverhältnis des Tanzes von der Musik. Der Choreograf nennt beider Beziehung provokativ eine non-relationship[2]. Die Bewegung fungiert dennoch als Klangerzeuger und Rhythmusgeber in einem zugleich kausalen und willkürlichen Verhältnis zur Ton- und Bildebene der Performance, über welche die live abmischenden Soundkünstler die letzte Kontrolle behalten. Je nach Anordnung der technischen Klang- und Kontrollsignalerzeuger (Tonbänder, Radioprogramme, Antennen, Fotozellen, Oszillatoren) verändert sich die Soundlandschaft. John Cage entwickelte hierfür mit David Tudor ein System, das die Einflussnahme der Bewegung auf den Ton auf zwei Ebenen ermöglicht: Im Raum verteilte und auf die Bühnenbeleuchtung gerichtete Fotozellen dienen als Lichtschranken. Wenn die Tanzenden diese durchbrechen, werden Klänge ausgelöst. Ähnlich verhält es sich mit einem Netz von Antennen, die auf der Bühne platziert sind und Klänge steuern, wenn Tänzer sich ihnen nähern. Zudem sind fast alle Ausstattungselemente wie Tisch, Stühle, ein Fahrrad oder eine Grünpflanze elektronisch vernetzt und reagieren akustisch auf jede Aktivierung durch die Tänzer. Das Bewegungsmaterial, welches durch Stopps in fixen Posen unterbrochen wird, integriert Alltagsgestik und Bewegungsfolgen, die wie gymnastische oder akrobatische Übungen wirken, sowie abstrakte tänzerische Sequenzen.
Die sieben Tänzer in der Filmversion, darunter Cunningham selbst und Carolyn Brown, tragen Alltags- und einfache Trainingskleidung. Mittels Film- und Diaprojektoren wird verschiedenstes Bildmaterial auf die Bühnenrückwand, auf Leinwände sowie auf die Körper der Tänzer projiziert. Die bewegten Bilder zeigen teils verfremdete und verzerrte Trickfilmsequenzen, Werbespots, Spielfilmszenen und dokumentarisches Material, etwa von der amerikanischen Mondlandung, das Stan VanDerBeek und Nam June Paik manipuliert und collagiert haben. Das Filmmaterial wird ebenfalls über die Bewegungssensoren beeinflusst. Wie auf allen anderen Ebenen wird mit Überlagerungen und Brüchen gearbeitet. Der Tanz manipuliert alle Elemente des ihn umgebenden, medial konstruierten audiovisuellen Raumes.
[1] Cage praktiziert hier erstmals die von ihm später wiederholt angewandte Notation ex post, vgl. James Pritchett, The Music of John Cage, University of Cambridge 1996, S. 144.
[2] Merce Cunningham: »Choreography and the Dance«, in: Stanley Rosner, Lawrence E. Abt (Hg.), The Creative Experience, New York 1970, zit. in: Sabine Huschka, Merce Cunningham und der Moderne Tanz, Würzburg 2000, S. 221.