Jurassic Park

Steven Spielberg (Regie)
Universal Studios (Produktion)

Werkdetails


Werkbeschreibung von Barbara Flückiger

Jurassic Park ist ein Produkt der neuen digitalen Technologien. Auf der Tonspur lanciert der Film das neue Format Digital Theater Sound (DTS), das die akustische Information auf einer CD enthält; die Dinosaurier markieren einen Meilenstein der digitalen Computeranimation.

Die Dauer der Expositions-Sequenz dieses Films wird durch das klangliche Kontinuum definiert, das bereits vor der Handlung einsetzt und den Universal-Vorspann sowie die Titel einschließt. Grillen und vereinzelte Vogelrufe etablieren den Dschungel als Schauplatz des Geschehens. Spielberg greift damit auf die fest verankerte Bedeutung eines stereotypisierten Vokabulars von Orientierungslauten zurück.

Bis zuletzt verweigert jedoch die bildliche Umsetzung eine eindeutige Orientierung. In erster Linie fehlt ein klassischer Establishing Shot, der einen Überblick über die räumliche Situation zulassen würde. In Verbindung mit dem nur vagen semantischen Gehalt dieser Sequenz, untermauert vom anhaltend diffusen Charakter der Klangobjekte, deren Quellen entweder unsichtbar sind oder nicht identifiziert werden können, wird der Zuschauer in der Schwebe gehalten. Mit Fortschreiten der Handlung erhöht sich die Schnittfrequenz. Gleichzeitig werden die Bildausschnitte zunehmend so fragmentiert, dass kaum mehr etwas zu erkennen ist. Erst im Einzelbildmodus bei der Visionierung werden die Details sichtbar und man erkennt, dass eigentlich nichts zu sehen ist außer einer Hand, die verschwindet, einem böse blitzenden Auge und einem überdimensionierten Mund, der einen Befehl bellt. Als Tendenz lässt sich in der Entwicklung der musikalischen Dynamik eine kontinuierliche Steigerung beobachten, in der sich frappierend der Spannungsaufbau spiegelt.

Auf der Bildebene lässt sich eine ähnliche Vektorisierung auf einen Höhepunkt hin beobachten. Besonders in diesem mehrfach kodierten Streben auf einen einzelnen gemeinsamen Fluchtpunkt hin – die absehbare Katastrophe – liegt ein ausgeprägtes verbindendes Moment, das die atomisierte Zerstückelung des Ton- und Bildmaterials ausgleicht. Bis zuletzt wird der angstbesetzte Mythos vom unbegreiflich Unheimlichen aufrechterhalten, außer dem Auge des in einem Käfig eingesperrten Tieres ist bis zuletzt nichts zu sehen. Diese Form der Ton-Bild-Interaktion ist ein wunderbares Beispiel zur Verdeutlichung des Konzepts vom Mehrwert. Optische und akustische Repräsentation des gefangenen Tieres stehen in spannungsgeladener Distanz zueinander. Dennoch genügen sie den Anforderungen der Randbedingungen, die man als Verbindung des Blicks mit der klanglichen Äußerung eines Lebewesens beschreiben kann, indem beide über das Merkmal der Belebtheit in einen Zusammenhang treten.

Die Strategie, zu verhüllen statt zu zeigen, anzudeuten statt auszusprechen, greift auf ein solides Fundament zurück: die Antizipation des Zuschauers. Die Szene hat deshalb vor allem die Funktion, das vegetative Nervensystem mit exaltierten Reizdaten zu füttern, die Antizipation zu bedienen, die Emotionen zu schüren, um die Durststrecke der komplexen Exposition zu überbrücken. Damit steht sie in der Tradition des Prologs, auf die in vielen Filmen – besonders bei Spielberg – immer wieder zurückgegriffen wird.

siehe auch


Dieses Werk ist Thema in folgenden Texten

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Still aus (1993) von Steven Spielberg
© Universal 2005 (DVD)
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Still aus (1993) von Steven Spielberg
© Universal 2005 (DVD)
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